„… Ihr Ergriffensein von den Wahrheiten des Unbewussten, von der Triebnatur des Menschen, Ihre Zersetzung der kulturell-konventionellen Sicherheiten, das Haften Ihrer Gedanken an der Polarität von Lieben und Sterben, das alles berührte mich mit einer unheimlichen Vertrautheit.“
Das schreibt Sigmund Freud in einem Brief an Arthur Schnitzler zu dessen sechzigstem Geburtstag. Drei Jahre später erscheint Schnitzlers Traumnovelle, in der dieser literarische Seelenforscher meisterhaft die Wahrheiten des Unbewussten beleuchtet und von der Auflösung der kulturell-konventionellen Sicherheiten erzählt.
Die Traumnovelle ist die Geschichte einer Krise.
Angeregt von Erlebnissen auf einem Maskenball gesteht Albertine ihrem Gatten Fridolin, dass sie im Jahr zuvor während eines Urlaubs Blickkontakt mit einem jungen Mann hatte, sie war bewegt wie noch nie. Hätte der Fremde sie angesprochen, glaubt sie, so hätte sie ohne Zögern ihr bisheriges Leben, Mann und Kind, hinter sich gelassen und wäre dem jungen Fremden gefolgt. In dieser Situation wird Fridolin, verstört und gekränkt von Albertines Geständnis, als Arzt zu einem Sterbenden gerufen. Er macht sich auf den Weg und taucht ein in eine Nacht, in der er in immer unwirklicheren und traumhaften Situationen und Erlebnissen mit seinen verborgenen Wünschen und seinen erotischen Fantasien, mit seinen Unsicherheiten und Ängsten konfrontiert wird. Der Weg durch die Nacht wird für Fridolin zum Weg in sein Innerstes, auf dem mit einem Mal alles in Frage steht: Sein Selbstbild erscheint brüchig, sein sicher geglaubter Lebensentwurf bröckelt. Aber auch für Albertine wird diese Nacht zu einer Seelenreise. Sie hat einen Traum, in dem sie alle Grenzen niederreißt, die ihr von der Gesellschaft und von ihr selbst gesetzt sind.
In der Spielfassung von Hans Schlicht folgt die Tollhaus Theater Compagnie Fridolin und Albertine auf ihren nächtlichen Wegen und spürt ihren existenziellen Erschütterungen nach. Was heißt es für die Zukunft der beiden, ja für ein menschliches Leben überhaupt, wenn – wie Albertine ahnt – die Wirklichkeit einer Nacht, ja (…) nicht einmal die eines ganzen Menschenlebens zugleich auch seine innerste Wahrheit bedeutet?
Aufführungsort:
Pasinger Fabrik, Kleine Bühne
Wiederaufnahmen-Premiere:
Mittwoch, 16.03.2022 / 20 Uhr
...die Wirklichkeit einer Nacht, ja (…) nicht einmal die eines ganzen Menschenlebens zugleich auch seine innerste Wahrheit bedeutet?
~ Albertine
Mitwirkende
Ulrike Auras
Schauspiel
Isabell Schlicht
Schauspiel, Musikalische Leitung
Antje Wabnitz
Schauspiel
Barbara Wankerl
Schauspiel
Cornelia Kühnel
Bühne, Licht
Anton Demarczyk
Technik, Visuals
Hans Schlicht
Spielfassung
Christian Auras
Regie