Sound of Seiersberg
Eine Produktion der Tollhaus Theater Compagnie
Misstraue der Idylle
Sie ist ein Mörderstück –
Schlägst du dich auf ihre Seite
Schlägt sie dich zurück!
Dieser Liedtext von André Heller ist nur ein Motto von vielen, die man Pia Hierzeggers Sound of Seiersberg voranstellen könnte, so reich an Facetten und Themen ist das Stück der österreichischen Dramatikerin und Schauspielerin.
Die Handlung? Eine – eher ungewöhnliche – Familie flieht aus der Stadt, weil dort katastrophenartige Endzeit-Zustände herrschen. Das jedenfalls scheint sich ihren Gesprächen entnehmen zu lassen, irritierende Momente einer dunklen Zukunftsvision blitzen auf. In Seiersberg, einem nahegelegenen Dorf, lassen sie sich nieder, misstrauisch aber durchaus auch interessiert beäugt und beobachtet von den Einheimischen – und zunächst selbst ganz auf Abgrenzung bedacht. Die Integration der Fremdlinge funktioniert dann aber doch recht rasch und erstaunlich gut, denn beide Seiten wissen Vorteil aus den Interessen der jeweils anderen zu schlagen. Die eine braucht eine Frau für ihren Sohn, der andere ein Kind für die zweite Frau, die leider nicht sein Lebensmensch ist? Das lässt sich regeln. Mit Bauernschläue wird alles arrangiert und zu schlechter Letzt geheiratet, das Volksstück lässt schön grüßen Die menschlichen Kollateralschäden fallen da nicht besonders ins Gewicht. Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Oder eben doch.
Gleichzeitig nimmt die Autorin die allenthalben grassierende Landlust der Städter auf die Schippe, die Sehnsucht nach der heilen Natur, dem einfachen Leben in der vermeintlichen dörflichen Idylle. Landleben als Lifestyle hat schließlich Hochkonjunktur. Und die Städter sind ganz erfüllt von Pioniergeist, wenn sie singen
Das Morgen, die Zukunft
Backbord voraus,
der Fluss bringt uns sicher
ins Einfamilienhaus!
Seiersberg, das ist ein Ort „zwischen zwei Autobahnen, das muss uns erst einmal jemand nachmachen“. Ein Ort, in dem eine Eingeborene kaum mehr vorhandene Biotope schützt, und in dem kleine Kinder aus der Shopping City verschwinden; wo die Störche tief fliegen und Verbrechen zu Wundern werden oder unter den Teppich gekehrt. Ein Ort, in dem gesungen wird, was die Stimmbänder hergeben. (Nicht von ungefähr tragen die Stadtflüchtlinge den Familiennamen Knapp.) In den Liedern scheinen Träume und Sehnsüchte auf, Verzweiflung und Schmerz; daneben wird fröhlich am trauten Eigenheim und dem stillen Landglück gebastelt, das schließlich alle in zwiespältiger Eintracht unter einem Dach zusammenführt.
Mit Sound of Seiersberg ist Pia Hierzegger eine gruselige, rabenschwarze Volksstück-Farce gelungen, in der dem Zuschauer bei aller Komik so manches Lachen im Hals stecken bleibt.
Aufführungsort:
Pasinger Fabrik, Kleine Bühne, August-Exter-Str. 1, Pasing, direkt am S-Bahnhof
Premiere:
Mittwoch, 20.10.2021, 20.00 Uhr
Weitere Vorstellungen:
Donnerstag, 21.10.2021 und Freitag, 22.10.2021, jeweils 20.00 Uhr
Sonntag, 24.10.2021, 18.00 Uhr
Eintrittspreise:
16 € / ermäßigt 12 € (bei Premieren und an Samstagen keine Ermäßigung)
Kartenvorbestellung:
Pasinger Fabrik
Di - So, 17.30 - 20.30 Uhr
Tel.: 089 / 82 92 90 79
Fax: 089 / 82 92 90 89
Aufführungsrechte: henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH
Mitwirkende
Ulrike Auras
Schauspiel
Konstantin Kloppe
Schauspiel
Jonathan Noé
Schauspiel
Hans Schlicht
Schauspiel & Musikalische Leitung
Isabell Schlicht
Schauspiel & Musikalische Leitung
Zeynep Tunç
Schauspiel
Antje Wabnitz
Schauspiel
Siri Zoé Widmann
Schauspiel
Cornelia Kühnel
Bühne & Licht
Anna-Verena Rapp
Kostüme & Maske
Christian Auras
Regie