„Das einzig Unlogische an dem Film ist nicht etwa, dass er auf einmal mit dem Gewehr in der Gegend rumballert, sondern, dass er es dabei hat.“
So beginnt David Gieselmanns tiefschwarze Komödie „Herr Kolpert“ Dass gleich im ersten Satz des Stücks auf einen Film verwiesen wird, scheint Programm: Gieselmanns Figuren leben in einer von Virtualität und Fiktion geprägten Welt, in der kaum noch Raum ist für eigenes, authentisches Erleben und in der die Unterscheidung zwischen Schein und Wirklichkeit immer schwieriger wird.
Ralf und Sarah haben Edith und deren Mann Bastian zum Abendessen eigenladen, es ist allerdings nichts zu essen im Haus. Macht nichts, schließlich gibt es den Pizza-Service und außerdem sollen die Gäste ja vornehmlich der Unterhaltung dienen. „Hereinspaziert. Hier ist Platz. Hier ist sonst nur noch eine Leiche.“ Mit diesen Worten begrüßt Ralf die Gäste und das Spiel nimmt seinen Lauf: In munterer Folge werden artige Höflichkeiten sowie kleine und große Bosheiten ausgetauscht, man führt komisch-peinliche Konversationen etwa über die Chaosforschung oder ein Uhrenmuseum und zwischendurch kommt es zu immer handfesteren Auseinandersetzungen über eine makabere Behauptung und ein mysteriöses Klopfen. Die Situation spitzt sich zu – alles eine „Verkettung von Missverständnissen“, wie Pizzabote Rudi meint? Oder haben die Gastgeber tatsächlich Herrn Kolpert, einen gemeinsamen Arbeitskollegen von Sarah und Edith, erdrosselt und seine zerstückelte Leiche in der Wohnung versteckt? Immer mehr geraten die Figuren in Straucheln auf dem schalen Grat zwischen Ernst und Spiel, zwischen Wahrheit und Lüge. Und in immer neuen überraschenden Wendungen treibt der Abend auf sein Ende zu, das nicht alle Beteiligten erleben werden. Alles Party!