
»An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des 16. Jahrhunderts, ein Roßhändler …« Mit diesen Worten beginnt Heinrich von Kleists Erzählung »Michael Kohlhaas«, die dieser Theaterproduktion zugrunde liegt. Was aber hat uns eine Novelle aus dem Jahr 1810 über einen Pferdehändler, der vor über vierhundert Jahren lebte, heute zu sagen? Die Antwort liegt vielleicht in der knappen Charakterisierung des Kohlhaas, mit welcher der zitierte Satz endet: » … einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.«
Michael Kohlhaas, ein angesehener Pferdehändler, lebt ein Leben in Recht und Ordnung, bis er von einem Adligen auf skrupellose Weise um zwei Pferde betrogen wird. Sein vergeblicher Versuch, Gerechtigkeit durch die offiziellen Kanäle zu erlangen, lässt in ihm eine unbändige Wut und den Drang zur Selbstjustiz erwachen. Der gerechte Zorn verwandelt sich in selbstgerechte Rache.
In einer Gesellschaft, in der Troll-Attacken, körperliche Angriffe auf Politiker und die Sehnsucht nach radikalen Lösungen überhandnehmen, stellt sich die Frage: Wie weit gehen wir selbst, wenn uns echtes oder vermeintliches Unrecht widerfährt oder wir uns ungerecht behandelt fühlen? Inwieweit sind wir alle rechtschaffen und entsetzlich zugleich?
Ich will Gerechtigkeit
~ Kohlhaas
Mitwirkende









